Die Nachtfahrt
Die Türe fällt ins Schloss,
ein Zittern, ein Knarren, ein Knall,
als wenn man schoss
heraus hinter einem Wall.
Warm ist’s hier und still,
an diesem leblosen Ort,
so wie es niemand will,
ohne ein Menschenwort.
Er schnauft ganz schwer,
rollt langsam voran,
der ganze Wagen ist leer,
man denkt kaum dran.
Die Straßenlampen schwirren vorbei,
ihm fehlt noch immer der Schwung,
als wenn er ein alter Herr schon sei,
dabei ist er noch recht jung.
Die Stadt, die leuchtet im hellen Licht,
doch schon nach einer kurzen Zeit
war die Stadt aus der Sicht,
und ich hab’s noch so weit.
Das Licht war verschlungen,
der Wagen von Dunkelheit umhüllt,
die Ruhe ist zersprungen,
draußen ist alles mit Schwärze gefüllt.
Ein lauter Knall an das Glas,
ein Ast mit großer Wucht,
ich dachte –„ das war‘s,
gleich schlägt’s mich in die Flucht“.
Die Äste fliegen im Zorne,
die Blätter wehen im Kreis,
eine Scheibe springt weit vorne,
die Scherben klirren auf dem Gleis.
Noch ein kurzer Windhauch,
dann ist’s plötzlich ganz leise,
herein quirlt der Lokomotiven-Rauch,
unheimlich ist diese Reise.
Ein quietschen, so laut,
ein kleiner Ruck,
„Lichter! Da! Schaut!“,
ein kleiner kurzer Druck.
Am Bahnhof, fast zu Haus,
ein tiefes Durchatmen,
und schnell hinaus,
man wird schon auf mich warten.
Daniela Greißl 09.04.2013